Alleinereisen in Österreich: Wander-Urlaub im Kleinwalsertal

Meine Reise ins Kleinwalsertal hat mich wieder daran erinnert, wie sehr mich das Alleinereisen erfüllt. Die Auszeit hat mich mit neuer Energie gefüllt und ich habe wieder meinem Bauchgefühl zugehört, das mir ganz deutlich zugerufen hat, wofür mein Herz schlägt.

NÄMLICH DAFÜR, DIE WELT ENTDECKEN, SICH FREI UND SELBSTBESTIMMT FÜHLEN. EINFACH SEIN DING MACHEN, BEFREIT VON ERWARTUNGEN UND VERPFLICHTUNGEN.

Vielleicht war auch deshalb mein WhatsApp-Status so voll wie nie zuvor in einem Urlaub. Voller Fotos und Empfehlungen. Tägliche Ahhhs und Wows wurden von mir abends aufgeregt zusammengefasst und gepostet. Und habe damit wohl einige meiner Liebsten angesteckt. (Es werden zurzeit weitere Reisen ins Kleinwalsertal geplant.)

In meinem Reisebericht über das Kleinwalsertal lernst du:

• Die Basics. Wenn du keinen Schimmer hast, wo das Kleinwalsertal überhaupt liegt und wie du da hinkommst. Hier wirst du erleuchtet.
• Thema Alleinreisen: Alles, was mir aufgefallen ist, um das Bergparadies als alleinreisende Frau zu erobern.
• Wandertouren: Ausflugs-Tipps und Wander-Highlight für eine Woche Kleinwalsertal. Für die Faule und die Abenteuerin in dir.
• Fotos: Ich gebe dir unkomplizierte Tipps, wann es sich lohnt, die Kamera auszupacken oder wie du an Regentagen in den Bergen kreativ werden kannst. 

Los geht´s: Plane deinen Wander-Urlaub ins Kleinwalsertal:

Dein Ziel ist Oberstdorf, insbesondere, wenn du mit der Bahn anreist. Oberstdorf? Das ist doch in Deutschland? Aber es geht doch nach Österreich?

Genau, denn nur von Oberstdorf aus kommst du ins Kleinwalsertal.

IN DIE SCHÖNSTE SACKGASSE DER WELT.

Denn einmal dort, kommst du nur wieder über Deutschland, sprich Oberstdorf zurück. 

UND DAS IST DER ERSTE GRUND, WIESO ICH DAS KLEINWALSERTAL SO LIEBE!

Es liegt etwas abseits und es gibt keinen Durchgangsverkehr. Ein kleines idyllisches Fleckchen Erde für dich, das ganz viel Ruhe ausstrahlt.

Du kannst dir Unterkünfte in 3 Dörfern auszuwählen, die nicht wirklich weit auseinanderliegen. Riezlern, Hirschegg und Mittelberg bieten dir Unterkünfte im bergischen Flair von traditionell bis hinzu alpin-modern. Dazu später mehr.

Ich empfehle dir die Anreise mit der Bahn, denn ein Auto brauchst du vor Ort nicht. In 5 1/2 Stunden bist du ab Köln mit nur einmal Umsteigen in Oberstdorf. Wenn du früh genug buchst, bekommst du noch ein 1. Klasse Ticket für einen geringen Aufschlag.

Vom Busbahnhof Oberstdorf fährt sich nun der Walserbus ins Kleinwalsertal, der dich auch für den Rest deiner Reise begleiten wird.

Spätestens jetzt hast du schon ein entspanntes Lächeln auf dem Gesicht. Je nach Unterkunft bist du in ca. 25 Minuten in der Bergidylle angekommen und dein Urlaub kann starten.

GRUND 2 WIESO ICH DAS KLEINWALSERTAL SO LIEBE:

Im Sommer (Mai bis November) sind alle Fahrten mit dem Walserbus und den 6 Bergbahnen und 2 Sesselliften kostenfrei. Das Ticket bekommst du bei deiner Ankunft im Hotel. 

Mein Tipp: Frage bitte deshalb vorab in deiner Unterkunft nach einem Anreise-Ticket, da du die Walser-Karte erst in deiner Unterkunft erhältst. Das ist günstiger als ein Ticket direkt im Bus zu kaufen. 

Alleinreisen im Kleinwalsertal

Die Reise nach Österreich ist ein ideales Ziel für Alleinreisende, vorausgesetzt, du wählst die richtige Unterkunft. Es gibt sehr viele traditionelle Hotels, in denen du auf viele Familien und Paare triffst. Nicht so mein Ding. Deins?

Ich habe mich dieses Mal für ein Hotel entschieden, für kleinere Budgets gibt es wunderschöne Pensionen, die du unter anderem auf www. kleinwalsertal.de findest.

Die Auenhütte hab ich nicht nur wegen des Namens gewählt (wobei dann doch kurzfristig Bilbos Hütte im Auenland vor meinem inneren Auge aufploppte). Besonders als Alleinreisende suche ich mir meine Unterkünfte sehr gut aus (Ja, meine Recherchen dauern ewig). Denn hier verbringe ich viel Zeit, es muss einfach passen und ich brauche eine Umgebung, in der ich mich wohlfühle.

“Ich brauche ja nur ein Bett zum Schlafen”: Nope, nicht bei mir.

Die Auenhütte wurde vor ein paar Jahren komplett renoviert und das Update steht ihr ausgezeichnet. Modern alpines Hüttenflair mit viel Holz. Und ja riecht auch so :).

HIER HABE ICH MICH ALS ALLEINREISENDE SEHR WOHL GEFÜHLT.

Die Lage: Unschlagbar neben der Gondel zum Gipfelhighlight namens Ifen. DER Berg im Tal.

Die Leute: Immer ein offenes Ohr und liebenswert.

Die Ausstattung: Da hatte jemand viel Geschmack beim Einrichten. Runde Sache.

Achja, und das Essen! Neben dem Traditionellen lässt sich der Küchenchef immer wieder Dinge einfallen, die du so bestimmt noch nicht gegessen hast.

Wandertouren im Kleinwalsertal

Gerade, wenn du alleine wanderst, ist Sicherheit das Wichtigste. Bitte nicht überschätzen. Aufgepasst: Gute Wanderschuhe sind Pflicht. Egal, welche Wege du gehst. Ich bin mit Regentagen gestartet und mit der Sonne abgereist. Hier kommen deshalb meine Wandervorschläge für gutes und schlechtes Wetter.

1. PANORAMAWEG

Perfekt für deinen ersten Tag, denn du gehst parallel zum Tal, mit wunderschönen Blicken auf die drei Orte und das wunderschöne Bergpanorama. Am besten nimmst du in Hirscheeg den Heuberglift und hältst dich oben nach links. Und Kopf hoch, die Wege sind einfach und du brauchst nicht auf jeden Schritt zu achten. Also Augen auf und genießen. Das Klimpern der Kuhglocken, die saftigen Wiesen und die erhabenen Berggipfel lassen dich sofort entspannen. Übrigens ein super Weg für Regentage.

2. RUNDWANDERUNG BÄRGUNTAL

Das Tal am Ende des Tals. In Baad geht’s los. Das erreichst du übrigens easy mit dem Bus. Ab dort geht es mit leichten Anstiegen einmal im Tal rundherum. Sind dir die zwei Stunden zu kurz, kannst du gerne noch zwei lange Pausen einplanen: in der Bärgunt-Hütte und der Alpe Widderstein. Übrigens, super für Regentage geeignet.

3. TOUR DURCH DIE BREITACHKLAMM

Ein Highlight des Kleinwalsertal, das du unbedingt auf deiner To-do-Liste abhaken solltest. Die beliebte Breitachklamm ist auch eine gute Idee an einem Regentag, denn nass wird’s so oder so. Für den 45-Minuten-Spaziergang fährst du mit dem Bus zur Station Walserschanze. Zurück gehts wieder mit dem Bus ab der Walserschanze oder wie wärs mit einem Spaziergang entlang der Breitach zurück nach Riezlern?

4. KANZELWAND

Ab nach oben. Ab Riezlern geht’s hoch mit der Gondel. Und dann heißt es erstmal für dich, das Alpenpanorama zu genießen. Ab hier hast du die Wahl zwischen einer Vielzahl an Wanderwegen. Für einen guten Mittelweg zwischen anspruchsvoll und langweilig kann ich dir Nr. 5 empfehlen. Über die Kuhgehren geht es abwärts zur Almhütte und dann durch den Wald hinab nach Hirschegg. Plane ca. drei Stunden dafür ein.

5. WANDERUNG IFEN

DER Berg des Kleinwalsertals. Seine einzigartige Form sticht sofort ins Auge. Und von der Auenhütte hast du ihn immer im Blick. Wenn du gerne auf Geröll wanderst, dir starke enge Steigungen und Abstiege nichts ausmachen, du voller Begeisterung von 2300 m in die Tiefe schauen kannst, ist die Wanderung genau das Richtige für dich. Willkommen in der Kraxelwelt. Aber bitte nicht unterschätzen: schwindelfrei und sehr trittsicher solltest du sein. Dann macht es einfach nur mega viel Spaß.

Dazu fährst du mit der Ifen Gondel hoch zur Mittelstation und folgst dort dem Weg zum Ifen.

6. WANDERUNG ZUM HAHNENKÖPFLE

Der Weg zum Hahnenköpfle ist in der ersten Stunde mit dem Weg zum Ifen identisch. Von der Ifen Mittelstation geht es los. Er bringt dich auf jeden Fall ins Schwitzen. Die zweite Stunde wird es etwas mehr Geröll, ist aber gut zu schaffen. Es erwartet dich einen mega Ausblick unter anderem auf den Ifen. Oben angekommen erwartet dich ein atemberaubendes Bergpanorama inklusive Blick auf den berühmten Gottesacker. Ein steiniges Plateau voller, teilweise tiefer Spalten.

Du kannst nun den Weg zurück nehmen und den Tag entspannt auf der Terrasse der Auenhütte genießen oder du wählst den “Überraschungsweg”. Ehrlich gesagt wusste ich nicht, was mich erwartet, als ich dem Weg hinab ins Tal gefolgt bin, anstatt wieder den gleichen Weg zurückzugehen. Nennen wir es Meditationsübungen, denn drei Stunden hat dein Kopf nur Platz sich konzentriert auf den nächsten Schritt zu fokussieren. Kein Schritt ist wieder andere. Wurzeln, Steine, Geröll, Matsche, hoch, runter,..abwechslungsreich und herausfordernd geht es ständig bergab. Nichts für schwache Knie! Und wenn du denkst, es muss doch endlich mal ankommen, gehts immer noch mal weiter. 

Viel Wasser und Verpflegung sind notwendig. Denn hier kommst du an keiner Hütte vorbei. Bitte geh diesen Weg auf keinen Fall bei nasser Wettervorhersage oder wenn dieser noch nass ist. Hier gibt es sehr viele kreative Möglichkeiten, umzuknicken. Aber noch mehr Möglichkeiten zu staunen. 

7. WANDERUNG OCHSENHÖFER KÖPFE

Wenn du trittsicher bist und du beim Gedanken bei viel Bergauf und Bergab auf Geröll richtig Lust aufs Wandern bekommst, bist du bei der Tour über die Ochsenhöfer Köpfe genau richtig.

Diese gehört zu meinem absoluten Wander-Highlight im Kleinwalsertal. Traumhafte Ausblicke und eine richtig abwechslungsreiche Tour mit einigen Kraxel-Passagen und Möglichkeiten zum Fotografieren. Das Bergpanorama des Kleinwalstertals immer im Blick, startest du an der Bergstation vom Walmendinger Horn. Von hier aus gehst du erstmal abwärts, bevor es rechts zum Aufstieg zu den Köpfen geht. Das Schild “nur für Geübte” solltest du ernst nehmen. Es erfordert Kondition und Trittsicherheit für ca. 2 Stunden. Ich habe zum Beispiel eine Wanderin überholt, die extrem unsicher war und Angst hatte, umzuknicken und auszurutschen. Dann macht es auch keinen Spaß. Nehme stattdessen den einfachen Weg, der ein Stückchen weiter beginnt.

Abwärts geht es anschließend über die Schwarzwasserhütte mit seinem leckeren Kaiserschmarrn über das Schwarzwassertal zurück zur Auenhütte. Plane mindestens fünf Stunden ein.

8. WANDERUNG VON DER KANZELWAND BIS NACH RIEZLERN

Wie die Tour zum Ifen, Hahnenköpfle oder Ochsenhöfer Köpfe solltest du diese Wanderung nur machen, wenn du dich schon ein paar Tage eingewandert hast. Es handelt sich um eine sehr beliebte Tour, da du ab Riezlern mit der Kanzelwandbahn hochfahren kannst (kurz gesagt: Es wird voll!). Ab dort geht’s erstmal zehn Minuten bergab, um dann über viele Treppen zur Gehrenspitze hinauf zu steigen. Hier kannst du dich erstmal ausruhen und den Ausblick genießen.

Ab dort geht es über einen Grat weiter, auf dem du wunderschöne Fotos machen kannst:

Am Ende der Gratwanderung bietet sich dir wieder eine gute Gelegenheit zur Pause, bevor es über viele Wurzeln und Geröll abwärts zur Riezlern Alpe geht. Ich empfehle dir, diese Tour nur bei trockenem Wetter zu machen, da du sehr leicht auf den Wurzeln ausrutschst!

Foto-Tipps in den Bergen

MACH AUS REGNERISCH MALERISCH

Ehrlich gesagt hab ich bei meiner Ankunft nicht wirklich viel vom atemberaubenden Alpenpanorama gesehen. Mir wurde hier nur die Wärme geraubt. Es war nass, kalt und ungemütlich. Und das die nächsten zwei Tage.

Ich bin ja trotzdem los. Und mein Foto-Tipp hier wäre genau das zu betonen:

• Die Nebelschwaden zwischen den Bäumen.
• Die Berggipfel, die kurz zwischen den Wolken aufblitzen.
• Die Bäume, die durch den Nebel unterschiedliche Helligkeiten bekommen.
• Konzentriere dich nicht auf den Himmel und den gesamten Ausschnitt, sondern betone stattdessen Details wie Wasserfälle, Bäche, Blumen, Grashalme oder Blumen mit Wassertropfen. Nasses Wetter ist ideal, um kreativ zu werden und das zu sehen, was auf den ersten Blick nicht offensichtlich ist.

Ich war hier bewusst mit einem Porträt-Objektiv mit einem größeren Zoom (90 mm) unterwegs, um genau diese Ausschnitte zu finden. 

Selfies für Alleinreisende 

Der Kontakt-Booster schlechthin. Denn viele Gespräche sind durch meine Foto-Selfie-Aktionen entstanden. Einfach, weil die Leute oft nicht verstanden haben, was ich denn da gerade veranstalte und neugierig nachfragen.

• Ich empfehle dir die Kombination aus Kamera und der Steuerung via Smartphone. Dazu steuerst du quasi die Auslösung via App. Gleichzeitig kannst du den Bildausschnitt und dich auf dem Handy sehen. Jetzt darf nur niemand zwischen dir und der Kamera stehen. 
• Der Vorteil, wenn du so fotografierst: Du kannst deine Position direkt sehen, musst nicht jedes Mal hin zur Kamera rennen und das Ergebnis kontrollieren. Schneller und bessere Ergebnisse. Plus den Fun Faktor, dass auf den ersten Blick die Leute nicht verstehen, was du da machst und wer dich fotografiert, da deine Kamera einsam irgendwo herumsteht. 
• Mir war das Ganze lange unangenehm, und ich konnte die ganzen Menschen, die mich beobachten, nicht ausblenden. Wenn es dir auch so geht, suche dir für den Start einsame Ecken und gehe frühmorgens los, wenn noch alle beim Frühstück sitzen. So kannst du üben, welche Positionen und Bewegungen gut aussehen.
• Platziere dich eher am Rand und schaue ins Bild hinein, um den Blick des Betrachters zu führen.
• Fotografiere auch Details (z.B. Schuhe).
• Bewegung im Bild macht das gesamte Foto lebendiger und interessanter.
• Wenn du den Selbstauslöser einstellst, hast du noch Zeit, dein Handy abzulegen, bevor der Auslöser losgeht. 
• Als Stativ nutze ich übrigens ein Mini-Stativ, ohne viel Schnickschnack. Wenn ich es vergesse (kommt öfters vor..) dient mein Rucksack als Stütze.
• Die App “Lens Buddy” bietet vor allem die Möglichkeit, die Anzahl der Auslösungen festzulegen: So kannst du dich mit der Selbstauslöser-Funktion z.B. 30 Mal fotografieren ohne dabei immer wieder zum Handy zu gehen. Die Pause dazwischen kannst du dabei auch festlegen. Sehr praktisch!

Ich wünsche dir viel Spaß bei der Planung deines Wander-Urlaubs.

Du hast Fragen? Schreibe mir gerne in die Kommentare oder direkt an hallo@eva-backes.de. Ich freue mich über deine Nachricht!

LG, Eva